Ribe, schönes Städtchen, superguter Campingplatz, Ausstattung vom Feinsten, absolut vorbildlich. Nun der lag dann leider auch bald hinter mir. Kleinere Straßen für das Fortkommen hatte ich im Navi der BMW gespeichert. So war das Fahren deutlich unterhaltsamer. Oft ging es dirket am Deich entlang, links und rechts Schafe auf dem satten Grün. Ab und zu seichte Seenflächen mit viel Betrieb. Ist witzig zu sehen, wie Enten auf dem Wasser zu stehen scheinen. Da fehlt offensichtlich der Tiefgang. Eine bedrohliche Wetterfront stand mir im Weg, das veranlasset mich auf freier Strecke zum Stop um die Regenklamotten heraus zu kramen, bevor es dafür zu spät ist. Bald danach prasselte das Nass herunter.
In der Tageshalbzeit war die Elbe bei Brunsbüttel erreicht. Noch ein Stück parallel dazu bis Glückstadt und die Überfahrt nach Wischhafen konnte stattfinden. Ich traute mich an der PKW-Warteschlange vor dem Fähranleger komplett vorbei zu rollen. Da wären sonst mindestens drei oder vier Stunden elendes voran schleichen fällig gewesen. Mein Gewissen ist dabei nur mässig belastet, da ein Motorrad auf der Fähre einen Platz bekommt, auf den kein PKW abgestellt werden könnte. Ich nehme also niemanden etwas weg.
Drüben geht es mit dem Regen weiter. Auf den bewaldeten Landstraßenabschnitten ist es richtig dunkel. Bad Bederkesa, irgendwie schon alte Heimat, dort nehme ich bei einem Kaffee und einem Stück Pflaumenkuchen, ja es ist bereist August, Kontakt zu einem Hotel in Bremehaven auf. Zimmer ist gebucht. Es gibt rund um Bremerhaven keinen Campingplatz und da es so furchtbar nass ist, leiste ich mir nun ein Zimmerchen.
Bremerhaven, knapp vier Jahre habe ich dort verbracht. Ausbildung bei der Marine, Seezeit auf einer Fregatte, dann als Ausbilder zurück nach Bremerhaven. Da werden natürlich einige Erinnerungen wach.
Nach einem Spaziergang durch die City, lande ich im Kiez der Stadt. Die „Obere Bürger“ war auch damals schon der Treffpunkt. Kann auf dem Kneipen-Trottoir eine Platz ergattern und darf bei einer lautstarken Trennungs-Diskussion zuhören. Drei Typen geben der Lady in der Runde etliche Ratschläge wie sie sich mit dem zukünftigen Ex am besten auseinandersetzt. Für alle gut hörbar ist ihre Argumentation was den Riesen-TV betrifft. Der hängt so fest an der Wand montiert, den kann er so einfach also nicht mitnehmen.
Seestadt live. Die Stadt ist multikulti. Bei meiner etwa zweistündigen Runde sehe ich ein sehr buntes Gemisch an Nationalitäten. Was mir beim letzen Besuch bereist auffiel ist ein deutlicher Schnitt durch die Stadt. Einige ehemalige Hafenbereiche sind in dne letzten Jahren mit Luxuswohnblöcken überbaut worden. Diese stehen fein aufgereiht mit Blick auf die Weser. Das es sehr teure Wohnungen sind ist mit dem Blick auf die Lage und der offensichtlichen Größe der einzelnen Wohnenheiten erkennbar. Das passt mit dem restlichen Bild der Stadt in keiner Weise zusammen. Eine schwierige Stadtentwicklung für Bremerhaven. Das ehemalige Vorzeigeprojekt, das Columbus-Shopping-Center mitten in der City, ist zu 65% verwaist. Da gibt es keine Shops für die Bewohner dieser Luxushütten und das Klientel, was sich durch die übrigen Städter ergibt, beschäftigt vermutlich die Paketlieferdienste.
Bremerhaven hat seinen Charme einer Hafenstadt denoch nicht verloren. Die Lage an der Wesermündung, die Angebote der Stadt wie etwa das Schifffahrtsmuseum, das weltbekannte Polarforschungsinstitut, das Klimahaus, das Auswanderermuseum und natürlich der gigantische Hafenbereich, laden zum Verweilen ein.
Nach einem herrlichen Sunset ziehe ich mich zurück ins Hotel um diese Zeilen zu schreiben.