Wir lassen uns beim heutigen Aufbruch Zeit. Die vor uns liegende Strecke ist mit 120 km überschaubar kurz und das sonnige Plätzchen vor der Hütte drängt nicht unbedingt zur Weiterreise.
Die Strasse dorthin führt über ein Fjell, eine hügelige, felsige, karge Landschaft in 900 m Höhe. Ein sehr schmales Sträßchen erschliesst diese Landschaft. Hier passen zwei PKW kaum aneinander vorbei, selbst bei der Begegnung PKW- Motorrad müssen beide Fahrer schon genau peilen. Umso erstaunlicher, dass sich PKW-Fahrer mit angespanntem Wohnwagen auf solch einen Trail wagen. In engen, steilen Oneway-Kurven solch ein Ding um etliche Meter rückwärts zu bugsieren, da ein ebensolches Gefährt entgegenkommt, dazu gehört dann schon ein gewisses Können. Stress pur, würde ich mal vermuten. Im Restaurant Kyärag erwartet uns ein heisser Kaffee. Das Haus wurde exakt auf die Kante gesetzt. Kante bedeutet in diesem Fall, es steht am senkrechten Abbruch des Fjell rund 600 m oberhalb vom kleinen Ort Lysebotn. Der grandioes Blick geht auf den Ort und auf das östliche Ende des Lysefjord. Der Abstieg ist spektakulär. In der Fjordwand geht es über steile Kehren hinunter. In einem Steilstück behalfen sich die Strassenbauer mit einem Tunnel. In diesen führt das Sträßchen zunächst 300 m direkt in den Berg hinein, macht dann eine Wende um 180° um dann wieder zurück ans Licht zu führen. Das ganze mit Gefälle, so dass der Abstieg zu Erfolg führt.
Es war oben mit 13° schon kühl, das ist hier unten in Meereshöhe am Ufer des Fjords nicht anders. Ein eisiges Windchen fegt vom Wasser kommend über unseren Zeltplatz. Nach 6 Fahrtagen die erste Übernachtung im Zelt. Ein erster Versuch die Logistik für das Mitgeführte, Motorradklamotten, Helme und Gepäckstücke irgendwie unters Dach und in den Griff zu bekommen. Es klappt.