Komme heute morgen gut in die Gänge, 80 Minuten nach dem Aufstehen läuft der Motor des Mopeds und es geht weiter.
Zunächst muss ich aus dem Tal wieder 35 km zurück zur E6. Dabei passiere ich einen Bachlauf, welcher mit seinen Farben den Geologen in der Zeit vor der Entdeckung der reichhaltigen Kupfer- und Schwefelvorkommen Hinweise auf diese Rohstoffe gegeben haben könnte. Man meint Kupfer und Schwefel sehen zu können.
Das im Tal fliessende Wasser ist auf mehreren Stufen künstlich gestaut. So bilden sich an diesem Morgen herrlich ruhig liegende, spiegelnde Fächen vor den grünen Hängen.
Die Wetteraussichten sind sehr gemischt, Regen, Wolken, etwas Sonne, kann gut gehen, muss aber nicht. Habe mich bereits bei der Abfahrt entsprechend eingepackt. Regen darf kommen.
Das heute highlight war die Überquerung des Polarkreises. Auf dem Landweg in Norwegen für mich eine Premiere. Die E6 kreuzt den Kreis angrenzend zum Nationalpark „Svartisen“ Die Stelle liegt landschaftlich im Nirgendwo auf einer Höhe von nahezu 700 m. Natürlich trifft man hier auf einen für den Tourismus passenden Bau und vermutlich fährt kein Reisender einfach nur vorbei.
Eine große Fläche neben dem Haus ist mit Steinmännchen besetzt, dazu gibt es etliche Versuche der Besucher auf einem daneben befindlichen Hang seine Initialen oder den Namen lesbar mit Steinen auszulegen. Nett, ein WoMo-Fahrer lichtet mich noch ab.
Gestern Abend plante ich die heutige Strecke. Dabei suchte ich nach Möglichkeiten, parallel zur E6 auf kleineren Straßen weiter zu kommen. Die E6 ist einfach langweilig zu fahren, zudem ist dort der größte Teil des Nord- Südverkehrs gebündelt unterwegs. Überholen von WoMo’s geht wegen des guten Ausbaus der Straße zwar locker, wird jedoch ebenfalls irgendwann langweilig.
Bei der Planung finde ich etwa 80 km Parallelstrecke, die 908. Diese beginnt nach Mo i Rana in Korgen und führt nach Süden hinunter bis Hattfjeldal. Der in der Karte eingetragene Campingplatz entpuppt sich als betonierter WoMo-Stellplatz. So ist der Enstschluss schnell gefasst wieder zu den besseren Unterkunftsangeboten an der E6 zurückzukehren. Das gelingt über eine Querverbindung.
Erstmalig in den bis heute gereisten Tagen erwischt mich auf der kleinen Nebenstrecke ein ergiebiger Regen. In der Kombination, sehr schmale Straße, viele Kurven, viele Kuppen, nasses Visier, starke Steigungen und Gefälle, manchmal sehr flotter Gegenverkehr, wird die Fahrt ziemlich herausfordernd. Nach einer haarsträubenden Begegnung mit einem WoMo, das war noch bei der Anreise zum Kap, geht mir das Bild nicht mehr aus dem Sinn, dass mir plötzlich so ein Wohnzimmer raumfüllend und unausweichlich entgegenkommt.
Die Entscheidung für dieses Sträßchen war trotzdem richtig, es war spannend und wunderschön zu fahren.
Ich landete heute in Trofors.